Heisenberg wurde bald über die Kreise in München, Göttingen und Kopenhagen hinaus wegen seiner grundlegenden Beiträge zur Quantenmechanik als ein führender Vertreter der neuen erfolgreichen Atomphysik bekannt. So hielt er den Hauptvortrag über Quantenmechanik auf der Düsseldorfer Naturforscherversammlung (19. – 25. September 1926). Im Oktober 1927 wurde der 25jährige aus Kopenhagen auf den Lehrstuhl für theoretische Physik an der Universität Leipzig berufen, nachdem unmittelbar zuvor Peter Debye den Ruf als Direktor des dortigen Instituts für Experimentalphysik angenommen hatte. Im Frühjahr 1929 kam Friedrich Hund als zweiter Professor für die Theorie ins Heisenbergsche Institut; 1931 ergänzte der Mathematiker Bartel Leendert van der Waerden, der wichtige Beiträge zur Entwicklung der gruppentheoretischen Methode in der Quantenmechanik geliefert hatte, den Leipziger Kreis der modernen Physik.
Zusammen mit seinen Kollegen verwandelte Heisenberg Leipzig in ein führendes Zentrum der atom- und quantenphysikalischen Forschung, das alsbald zahlreiche talentierte Studenten und Mitarbeiter anzog. Felix Bloch, Rudolf Peierls und Eduard Teller gehörten zu seinen ersten Studenten. Hans Euler, Leon Rosenfeld, Viktor Weisskopf, Carl Friedrich von Weizsäcker und Gian Carlo Wick lernten ebenfalls bei Heisenberg. Als Ergänzung zu ihrem Forschungsprogramm hielten Debye und Heisenberg jedes Jahr (bis 1933) eine Konferenz über die laufende physikalische Forschung ab, die berühmte „Leipziger Universitätswoche". Die erste fand vom 18. bis 23. Juni 1928 statt; unter anderem trug Paul Dirac über seine relativistische Elektronengleichung vor und Fritz London sprach über seine Theorie der chemischen Bindung.
Heisenbergs eigene Arbeiten konzentrierten sich in Leipzig auf Anwendungen und Erweiterungen der Quantenmechanik. Im Mai 1928 schlug er eine grundlegende Erklärung des Ferromagnetismus vor; er zeigte, daß das quantenmechanische Austauschintegral – das bereits in seiner Lösung des Heliumproblems die entscheidende Rolle gespielt hatte – das starke molekulare magnetische Feld (Weiss'sches Feld) im Inneren von ferromagnetischen Substanzen verursachen konnte. Bald ergänzte Felix Bloch Heisenbergs Theorie des Ferromagnetismus durch die Entdeckung der Spinwellen. In den Jahren zwischen 1928 und 1931 gelangen Heisenberg und seinen Schülern eine Reihe wichtiger Beiträge zur Theorie der Moleküle und Metalle. Gleichzeitig arbeitete Heisenberg mit Wolfgang Pauli, der seit Frühjahr 1928 als Professor für theoretische Physik an der ETH (Eidgenössischen Technischen Hochschule) in Zürich wirkte, an einer relativistischen Quantenfeldtheorie. Sie schlossen im März und September 1929 zwei wichtige Arbeiten ab, in denen sie eine systematische Methode zur Behandlung wechselwirkender Quantenfelder vorschlugen, aber auch gleichzeitigernsthafte Schwierigkeiten und Divergenzen in der Theorie – z. B. unendliche Selbstenergien der Elektronen – aufzeigten. Die Entdeckung des Neutrons im Jahre 1932 veranlaßte Heisenberg, das Neutron-Proton-Modell des Atomkerns (unabhängig von Dimitri Iwanenko) aufzustellen, und gleichzeitig die Kernaustauschkräfte und den Formalismus des Isotopenspins einzuführen (Juni und Juli 1932). Seine Arbeiten zur Quantenmechanik und ihre Anwendungen wurden im Jahre 1933 mit dem Physiknobelpreis (für das Jahr 1932) ausgezeichnet.
In den frühen Leipziger Jahren unternahm Heisenberg eine Reihe von Auslandsreisen. So hielt er im Frühjahr 1929 an der Universität von Chicago Vorlesungen über die „Physikalischen Prinzipien der Quantentheorie", die zu seiner ersten Buchveröffentlichung (in englischer und deutscher Sprache) führten. Auf der Rückreise nach Europa begleitete ihn Dirac, der ebenfalls nach Amerika gekommen war, durch den amerikanischen Westen (August 1929), Japan und Indien (September – November 1929). 1932 trug er auf der Sommerschule von Ann Arbor, Michigan, vor. Heisenberg nahm außerdem an zahlreichen internationalen Konferenzen teil, z. B. den Brüsseler Solvay-Kongressen von 1927 (24.-29. Oktober), 1930 (20.-25. Oktober) und 1933 (22.— 29. Oktober), der Hundertjahrfeier der British Association for the Advancement of Science in London (29. September 1931) und der Kernphysikkonferenz in Rom (Oktober 1931).
In den dreißiger Jahren besuchte Heisenberg besonders häufig Niels Bohr in Kopenhagen und gelegentlich Wolfgang Pauli in Zürich. Seine engen Beziehungen zu beiden Freunden und ihren Mitarbeitern wurden um so unersetzlicher, je schwieriger sich die politische Lage in Deutschland und Europa gestaltete.
Die Quantenmechanik hatte zu neuen Begriffen in der Beschreibung der mikroskopischen Welt und zu einer Umgestaltung einiger grundlegender physikalischer und philosophischer Vorstellungen, wie z. B. des Kausalitätsprinzips, geführt. Vor allem Bohr und Heisenberg, aber auch andere, widmeten nun beträchtliche Aufmerksamkeit der Aufgabe, die wesentlichen Folgerungen aus der Theorie zu ziehen. Oft überschritten diese Folgerungen weit die Grenzen der Physik und Chemie, bis tief hinein in die Biologie, ja sogar in soziale und ethische Sachfragen. Vielen Laien freilich erschienen die neuen Ideen ebenso fremd und ungeheuerlich wie früher die Abänderungen der mechanischen und elektrodynamischen Vorstellungen durch die Relativitätstheorie, wenn nicht noch schlimmer. Während der dreißiger Jahre sprach Heisenberg oft vor einem breiten akademischen Publikum, um die ungewohnten Begriffe zu erläutern und einer öffentlichen Verwirrung entgegenzuwirken, welche – wie im Falle der Relativitätstheorie – leicht ins Fahrwasser gefährlicher Ideologie geriet. Die Sammlung solcher Aufsätze, die unter dem Titel „Wandlungen in den Grundlagen der Naturwissenschaft" zuerst 1935 als Buch erschien, erreichte einen sehr großen wißbegierigen Leserkreis.
Trotz der schwierigen politischen Situation in Deutschland, die sich natürlich auch auf Heisenbergs Mitarbeiter auswirkte, erzielte er wichtige Ergebnisse in der Physik. Der Schwerpunkt seiner Forschung lag in diesen Jahren auf der Untersuchung der Probleme der relativistischen Quantenfeldtheorie. Diese Untersuchungen schlossen auch die Analyse der Elementarprozesse mit hohen Energien in der kosmischen Strahlung ein, in der 1932 mit dem Positron und 1937 mit dem schweren Elektron oder Müon zwei gänzlich neue Elementarteilchen entdeckt worden waren. Es erschien Heisenberg, als ob zur Erklärung der Erscheinungen in der kosmischen Strahlung und zur Lösung der Schwierigkeiten der Quantenfeldtheorie grundsätzlich abgeänderte Vorstellungen herangezogen werden müßten. So schlug er in der kosmischen Strahlung die Existenz von speziellen Vielfachprozessen vor, die er Explosionsschauer nannte und die nur mit Hilfe einer nichtlinearen Quantenfeldtheorie zu erklären sein sollten (Juni 1936 und Mai 1939). Die Divergenzschwierigkeiten der Quantenfeldtheorie würden wahrscheinlich durch die Einführung einer fundamentalen Länge beseitigt werden, die die Gültigkeit der bisherigen Theorie bei sehr kleinen Abständen aufhob (Juni 1938).
In den Jahren nach 1933 wuchs Heisenberg in die Rolle des wichtigsten Vertreters und Fürsprechers der modernen theoretischen Physik in Deutschland hinein. Obwohl sich die Zahl seiner Studenten verminderte, hielt er systematische Vorlesungen über alle Teilgebiete seines Faches – auch über die politisch unangenehme Relativitätstheorie – und zwar sowohl die spezielle als auch die allgemeine. Er verteidigte die Relativitätstheorie sogar mit einem Artikel im Sprachrohr der Nationalsozialisten, dem „Völkischen Beobachter" vom 26. Februar 1936. Zusammen mit zwei Kollegen aus der Experimentalphysik, mit Hans Geiger in Berlin und Max Wien in Jena, verfaßte Heisenberg ein Memorandum an den Reichsminister für Erziehung und Wissenschaft, das sich gegen die offizielle Diskriminierung der theoretischen Physik in Deutschland wandte und deren große Bedeutung in der Erziehung und Ausbildung der zum Volkswohle unbedingt benötigten Physiker unterstrich. Seine Gegner, die sich um Philipp Lenard und Johannes Stark scharten, versuchten dagegen, die Relativitätstheorie und die Quantentheorie als „jüdisch" und „undeutsch" abzuqualifizieren.
Die Angriffe der Vertreter der sogenannten „deutschen Physik" verstärkten sich bedeutend, nachdem Heisenberg von der Fakultät an die Spitze der Liste für Sommerfelds Nachfolge auf dem Münchner Lehrstuhl für theoretische Physik gesetzt worden war. Am 15. Juli 1937 erschien in der SS-Zeitung „Das schwarze Korps" ein Artikel mit dem Titel „Weiße Juden in der Wissenschaft", unterzeichnet von Johannes Stark. Er brachte wilde Anschuldigungen gegen die neue Physik und ihre Vertreter wie etwa Heisenberg und schloß mit der Forderung, daß man Heisenberg und die Gleichgesinnten wie die Juden „verschwinden" lassen sollte. Heisenberg antwortete mit einem Brief an den Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, in dem er dringend um die Einstellung der Angriffe auf ihn nachsuchte. Eine lange Reihe von Untersuchungen und Verhören durch die SS folgte, bevor Heisenberg sein Ziel erreichte (Brief Himmlers an Heisenberg vom 21. Juli 1938). Auch die Hetzkampagne hörte auf, aber der Münchner Lehrstuhl ging im Dezember 1939 an den Aerodynamiker Wilhelm Müller. Heisenberg gelang es jedoch, einen Artikel über die Bedeutung der modernen theoretischen Physik in der Zeitschrift des Reichstudentenbundes durchzusetzen, der allerdings erst im Jahre 1942 gedruckt und von vielen jungen Physikern mit Eifer gelesen wurde.
Trotz der offiziellen Verleumdung der theoretischen Physik in Deutschland nach 1933 gelang es Heisenberg und Hund, an ihrem Institut eine ungewöhnlich anregende Stimmung aufrechtzuerhalten, die durch viele ausländische Gäste belebt wurde. Zu den deutschen Mitgliedern (E. Bagge, S. Flügge, B. Kockel und H. Voltz) kamen viele Besucher aus Amerika (R. S. Mulliken, J. C. Slater, J. H. Van Vleck, C. Zener), Italien (U. Fano, G. Gentile), Japan (K. Ariyama, Y. Fujioka, S. Kikuchi, S. Tomonaga, K. Umeda, S. Watanabe), Skandinavien (B. O. Grönblom, H. Wergeland), Ungarn (L. Tisza) und Jugosla- wien (I. Supek). Heisenberg setzte auch seine Beziehungen zu ausländischen Physikern durch Reisen und Vorträge auf wissenschaftlichen Konferenzen fort. 1937 besuchte er die Galvani-Konferenz in Bologna (18. – 21. Oktober), im April 1934 und März 1938 besuchte er England (Cambridge und Manchester) und im Sommer 1939 kam er nach Amerika und trug seine letzten Forschungsergebnisse beim Symposium über kosmische Strahlung (27.-30. Juni) an der Universität Chicago vor. Trotz vieler lockender Angebote, in Amerika eine Stellung anzunehmen, beschloß er, nach Deutschland zurückzukehren.
Im April 1937 heiratete Heisenberg Elisabeth Schumacher, die Tochter von Hermann Schumacher, Professor für Nationalökonomie an der Universität Berlin. Anfang 1938 wurden die Zwillinge Maria und Wolfgang geboren; später vergrößerte sich die Familie durch Jochen (1939), Martin (1940), Barbara (1942), Christine (1944) und Verena (1950). Als sicheren Zufluchtsort für den drohenden Krieg kaufte Heisenberg ein Ferienhaus in Urfeld am Walchensee, südlich von München, das vorher dem Maler Lovis Corinth gehört hatte. Als Heisenberg 1942 als Direktor an das Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik nach Berlin ging, zog seine Familie von Leipzig nach Urfeld, um der wachsenden Gefahr der Bombenangriffe auf die Reichshauptstadt zu entgehen.
Zusammen mit seinen Kollegen verwandelte Heisenberg Leipzig in ein führendes Zentrum der atom- und quantenphysikalischen Forschung, das alsbald zahlreiche talentierte Studenten und Mitarbeiter anzog. Felix Bloch, Rudolf Peierls und Eduard Teller gehörten zu seinen ersten Studenten. Hans Euler, Leon Rosenfeld, Viktor Weisskopf, Carl Friedrich von Weizsäcker und Gian Carlo Wick lernten ebenfalls bei Heisenberg. Als Ergänzung zu ihrem Forschungsprogramm hielten Debye und Heisenberg jedes Jahr (bis 1933) eine Konferenz über die laufende physikalische Forschung ab, die berühmte „Leipziger Universitätswoche". Die erste fand vom 18. bis 23. Juni 1928 statt; unter anderem trug Paul Dirac über seine relativistische Elektronengleichung vor und Fritz London sprach über seine Theorie der chemischen Bindung.
Heisenbergs eigene Arbeiten konzentrierten sich in Leipzig auf Anwendungen und Erweiterungen der Quantenmechanik. Im Mai 1928 schlug er eine grundlegende Erklärung des Ferromagnetismus vor; er zeigte, daß das quantenmechanische Austauschintegral – das bereits in seiner Lösung des Heliumproblems die entscheidende Rolle gespielt hatte – das starke molekulare magnetische Feld (Weiss'sches Feld) im Inneren von ferromagnetischen Substanzen verursachen konnte. Bald ergänzte Felix Bloch Heisenbergs Theorie des Ferromagnetismus durch die Entdeckung der Spinwellen. In den Jahren zwischen 1928 und 1931 gelangen Heisenberg und seinen Schülern eine Reihe wichtiger Beiträge zur Theorie der Moleküle und Metalle. Gleichzeitig arbeitete Heisenberg mit Wolfgang Pauli, der seit Frühjahr 1928 als Professor für theoretische Physik an der ETH (Eidgenössischen Technischen Hochschule) in Zürich wirkte, an einer relativistischen Quantenfeldtheorie. Sie schlossen im März und September 1929 zwei wichtige Arbeiten ab, in denen sie eine systematische Methode zur Behandlung wechselwirkender Quantenfelder vorschlugen, aber auch gleichzeitigernsthafte Schwierigkeiten und Divergenzen in der Theorie – z. B. unendliche Selbstenergien der Elektronen – aufzeigten. Die Entdeckung des Neutrons im Jahre 1932 veranlaßte Heisenberg, das Neutron-Proton-Modell des Atomkerns (unabhängig von Dimitri Iwanenko) aufzustellen, und gleichzeitig die Kernaustauschkräfte und den Formalismus des Isotopenspins einzuführen (Juni und Juli 1932). Seine Arbeiten zur Quantenmechanik und ihre Anwendungen wurden im Jahre 1933 mit dem Physiknobelpreis (für das Jahr 1932) ausgezeichnet.
In den frühen Leipziger Jahren unternahm Heisenberg eine Reihe von Auslandsreisen. So hielt er im Frühjahr 1929 an der Universität von Chicago Vorlesungen über die „Physikalischen Prinzipien der Quantentheorie", die zu seiner ersten Buchveröffentlichung (in englischer und deutscher Sprache) führten. Auf der Rückreise nach Europa begleitete ihn Dirac, der ebenfalls nach Amerika gekommen war, durch den amerikanischen Westen (August 1929), Japan und Indien (September – November 1929). 1932 trug er auf der Sommerschule von Ann Arbor, Michigan, vor. Heisenberg nahm außerdem an zahlreichen internationalen Konferenzen teil, z. B. den Brüsseler Solvay-Kongressen von 1927 (24.-29. Oktober), 1930 (20.-25. Oktober) und 1933 (22.— 29. Oktober), der Hundertjahrfeier der British Association for the Advancement of Science in London (29. September 1931) und der Kernphysikkonferenz in Rom (Oktober 1931).
In den dreißiger Jahren besuchte Heisenberg besonders häufig Niels Bohr in Kopenhagen und gelegentlich Wolfgang Pauli in Zürich. Seine engen Beziehungen zu beiden Freunden und ihren Mitarbeitern wurden um so unersetzlicher, je schwieriger sich die politische Lage in Deutschland und Europa gestaltete.
Die Quantenmechanik hatte zu neuen Begriffen in der Beschreibung der mikroskopischen Welt und zu einer Umgestaltung einiger grundlegender physikalischer und philosophischer Vorstellungen, wie z. B. des Kausalitätsprinzips, geführt. Vor allem Bohr und Heisenberg, aber auch andere, widmeten nun beträchtliche Aufmerksamkeit der Aufgabe, die wesentlichen Folgerungen aus der Theorie zu ziehen. Oft überschritten diese Folgerungen weit die Grenzen der Physik und Chemie, bis tief hinein in die Biologie, ja sogar in soziale und ethische Sachfragen. Vielen Laien freilich erschienen die neuen Ideen ebenso fremd und ungeheuerlich wie früher die Abänderungen der mechanischen und elektrodynamischen Vorstellungen durch die Relativitätstheorie, wenn nicht noch schlimmer. Während der dreißiger Jahre sprach Heisenberg oft vor einem breiten akademischen Publikum, um die ungewohnten Begriffe zu erläutern und einer öffentlichen Verwirrung entgegenzuwirken, welche – wie im Falle der Relativitätstheorie – leicht ins Fahrwasser gefährlicher Ideologie geriet. Die Sammlung solcher Aufsätze, die unter dem Titel „Wandlungen in den Grundlagen der Naturwissenschaft" zuerst 1935 als Buch erschien, erreichte einen sehr großen wißbegierigen Leserkreis.
Trotz der schwierigen politischen Situation in Deutschland, die sich natürlich auch auf Heisenbergs Mitarbeiter auswirkte, erzielte er wichtige Ergebnisse in der Physik. Der Schwerpunkt seiner Forschung lag in diesen Jahren auf der Untersuchung der Probleme der relativistischen Quantenfeldtheorie. Diese Untersuchungen schlossen auch die Analyse der Elementarprozesse mit hohen Energien in der kosmischen Strahlung ein, in der 1932 mit dem Positron und 1937 mit dem schweren Elektron oder Müon zwei gänzlich neue Elementarteilchen entdeckt worden waren. Es erschien Heisenberg, als ob zur Erklärung der Erscheinungen in der kosmischen Strahlung und zur Lösung der Schwierigkeiten der Quantenfeldtheorie grundsätzlich abgeänderte Vorstellungen herangezogen werden müßten. So schlug er in der kosmischen Strahlung die Existenz von speziellen Vielfachprozessen vor, die er Explosionsschauer nannte und die nur mit Hilfe einer nichtlinearen Quantenfeldtheorie zu erklären sein sollten (Juni 1936 und Mai 1939). Die Divergenzschwierigkeiten der Quantenfeldtheorie würden wahrscheinlich durch die Einführung einer fundamentalen Länge beseitigt werden, die die Gültigkeit der bisherigen Theorie bei sehr kleinen Abständen aufhob (Juni 1938).
In den Jahren nach 1933 wuchs Heisenberg in die Rolle des wichtigsten Vertreters und Fürsprechers der modernen theoretischen Physik in Deutschland hinein. Obwohl sich die Zahl seiner Studenten verminderte, hielt er systematische Vorlesungen über alle Teilgebiete seines Faches – auch über die politisch unangenehme Relativitätstheorie – und zwar sowohl die spezielle als auch die allgemeine. Er verteidigte die Relativitätstheorie sogar mit einem Artikel im Sprachrohr der Nationalsozialisten, dem „Völkischen Beobachter" vom 26. Februar 1936. Zusammen mit zwei Kollegen aus der Experimentalphysik, mit Hans Geiger in Berlin und Max Wien in Jena, verfaßte Heisenberg ein Memorandum an den Reichsminister für Erziehung und Wissenschaft, das sich gegen die offizielle Diskriminierung der theoretischen Physik in Deutschland wandte und deren große Bedeutung in der Erziehung und Ausbildung der zum Volkswohle unbedingt benötigten Physiker unterstrich. Seine Gegner, die sich um Philipp Lenard und Johannes Stark scharten, versuchten dagegen, die Relativitätstheorie und die Quantentheorie als „jüdisch" und „undeutsch" abzuqualifizieren.
Die Angriffe der Vertreter der sogenannten „deutschen Physik" verstärkten sich bedeutend, nachdem Heisenberg von der Fakultät an die Spitze der Liste für Sommerfelds Nachfolge auf dem Münchner Lehrstuhl für theoretische Physik gesetzt worden war. Am 15. Juli 1937 erschien in der SS-Zeitung „Das schwarze Korps" ein Artikel mit dem Titel „Weiße Juden in der Wissenschaft", unterzeichnet von Johannes Stark. Er brachte wilde Anschuldigungen gegen die neue Physik und ihre Vertreter wie etwa Heisenberg und schloß mit der Forderung, daß man Heisenberg und die Gleichgesinnten wie die Juden „verschwinden" lassen sollte. Heisenberg antwortete mit einem Brief an den Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, in dem er dringend um die Einstellung der Angriffe auf ihn nachsuchte. Eine lange Reihe von Untersuchungen und Verhören durch die SS folgte, bevor Heisenberg sein Ziel erreichte (Brief Himmlers an Heisenberg vom 21. Juli 1938). Auch die Hetzkampagne hörte auf, aber der Münchner Lehrstuhl ging im Dezember 1939 an den Aerodynamiker Wilhelm Müller. Heisenberg gelang es jedoch, einen Artikel über die Bedeutung der modernen theoretischen Physik in der Zeitschrift des Reichstudentenbundes durchzusetzen, der allerdings erst im Jahre 1942 gedruckt und von vielen jungen Physikern mit Eifer gelesen wurde.
Trotz der offiziellen Verleumdung der theoretischen Physik in Deutschland nach 1933 gelang es Heisenberg und Hund, an ihrem Institut eine ungewöhnlich anregende Stimmung aufrechtzuerhalten, die durch viele ausländische Gäste belebt wurde. Zu den deutschen Mitgliedern (E. Bagge, S. Flügge, B. Kockel und H. Voltz) kamen viele Besucher aus Amerika (R. S. Mulliken, J. C. Slater, J. H. Van Vleck, C. Zener), Italien (U. Fano, G. Gentile), Japan (K. Ariyama, Y. Fujioka, S. Kikuchi, S. Tomonaga, K. Umeda, S. Watanabe), Skandinavien (B. O. Grönblom, H. Wergeland), Ungarn (L. Tisza) und Jugosla- wien (I. Supek). Heisenberg setzte auch seine Beziehungen zu ausländischen Physikern durch Reisen und Vorträge auf wissenschaftlichen Konferenzen fort. 1937 besuchte er die Galvani-Konferenz in Bologna (18. – 21. Oktober), im April 1934 und März 1938 besuchte er England (Cambridge und Manchester) und im Sommer 1939 kam er nach Amerika und trug seine letzten Forschungsergebnisse beim Symposium über kosmische Strahlung (27.-30. Juni) an der Universität Chicago vor. Trotz vieler lockender Angebote, in Amerika eine Stellung anzunehmen, beschloß er, nach Deutschland zurückzukehren.
Im April 1937 heiratete Heisenberg Elisabeth Schumacher, die Tochter von Hermann Schumacher, Professor für Nationalökonomie an der Universität Berlin. Anfang 1938 wurden die Zwillinge Maria und Wolfgang geboren; später vergrößerte sich die Familie durch Jochen (1939), Martin (1940), Barbara (1942), Christine (1944) und Verena (1950). Als sicheren Zufluchtsort für den drohenden Krieg kaufte Heisenberg ein Ferienhaus in Urfeld am Walchensee, südlich von München, das vorher dem Maler Lovis Corinth gehört hatte. Als Heisenberg 1942 als Direktor an das Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik nach Berlin ging, zog seine Familie von Leipzig nach Urfeld, um der wachsenden Gefahr der Bombenangriffe auf die Reichshauptstadt zu entgehen.